Hallo
Da immer wieder behauptet wird das mein/unser Prüfstand falsch aufgebaut ist, hier mal ein
paar hoffentlich klärende Worte. Vorab finde ich das ganze Gerede nicht so gut, weil es dem
laienhaften Leser suggerriert das wir hier um Grössenordnungen (!!) neben der Wirklichkeit mit
unseren Meßergebnissen liegen müssen. Dieser Eindruck ist schlicht FALSCH.
Der unbedarfte Leser muss schon fast zwangsläufig den Eindruck gewinnen das wir etwas laienhaft
"zusammengeschustert" haben ohne rechtes Verständnis für die Sache.
Auch dieser Endruck ist schlicht FALSCH.
Wann kann eine Verfälschung der Messergebisse durch die Lagerung des Prüfstandes auftreten ?
Wann kann eine Radialkugellagerung den Reibwert über normal erhöhen ?
NICHT wenn in radialer Richtung Druck auf das Lager kommt denn genau dafür sind diese Lager ausgelegt.
Der Wind der die gelagerte Vertikalachse in eine Richtung drückt is also zunächst mal NICHT Auslöser
für einen erhöhten Reibwert, selbst dann nicht wenn der Rotorkopf eiert, auch wenn das immer wieder
behauptet wird. Da müsste noch mehr hinzu kommen, dazu gleich mehr.
Zurück zur Fragestellung: Erhöht ein Radialkugellager seine Reibwerte bei axialer Belastung ?
Radiallkugellager sind hautpsächlich für die Aufnahme radialer Kräfte konzipiert. Ein ganz normales
Radiallkugellager kann jedoch auch gewisse axiale Kräfte vertragen. Als Faustformel gilt 1/10 des
Wertes den das Lager in radialer Richtung verträgt. Somit befindet sich meine Vertikalachse, die
mit 2 Stück Radialkugellagern 25 Innen, 47aussen gelagert ist in axialer Richtung voll im grünen Bereich.
Auch wenn ich den Axialdruck weiter erhöhen würde wäre ich immer noch im grünen Bereich.
Wann erhöht sich denn nun der Reibwert des Radialkugellagers ? Wenn sich äusserer und innerer
Lagerring nicht koaxial zueinander befinden. Glücklicherweise haben die Lager aber in dieser Hinsicht
eine gewisse und bewusste Toleranz, sonst würde je Lagerung bei der kleinsten Abweichung, z.B.
durch Erwärmung sofort klemmen. Das heisst man muss den inneren Lagerring (nicht die Welle davor) schon
um ein gewisses Maß aus der koaxialen heraus bringen, bevor es klemmt. Bei einer zweifach gelagerten
Welle wie in unseren Prüfständen gelingt das umso einfacher, je nachgiebiger die Welle ist, und zwar
vor allen der Teil der Welle der sich zwischen den Lagern befindet !! (Das ist sehr wichtig ) Wenn
dieser Bereich steif genug ist, können die inneren Lagerringe kaum aus der koaxialen gebracht werden.
Der Druck verläuft dann fast vollständig radial, genau wie es die Lager "mögen". Das ist auch genau
der Grund warum auch bei Andre der Rotor spielend auf 125 Touren kommt, ohne das er von unten
gebremst wird. Ich sage damit nicht das das toll aussieht wenn die Achse oben schwankt, ich sage aber
das man nicht einfach so drauf los "Fehler hinein interpretieren " sollte. Wenn das so stark klemmen würde
wie behauptet, dann sähe das Video ganz anders aus. Obwohl man so messen könnte, würde ich das
dennoch ändern, alleine schon wegen der unnatürlichen horizontalen Bewegung des Rotors.
Wichtig ist : Die Lagerringe müssen so gut es geht koaxial laufen, also innerer zum äusseren, dann ist
alles wie es sein soll. Und nochmal gesagt, mit Andres Stand könnte man, so wie er jetzt ist, genauso
messen wie mit meinem Messstand. Die Egebnisse wären nahezu identisch.
Ein übertriebenes Beispiel zum Verdeutlichen :
Wird verbauen grosse Radialkugellager die auf einer fetten Welle laufen. Am Ende der Welle, quasi in Verlängerung
derselben, montieren wir eine dünne 5mm Vertikalachse.
Da kannst du dann drann biegen wie du willst, meinetwegen auf 90 Grad verbogen die Vertikalachse, da kann alles
eiern wie es will, die Lager unten bleiben immer koaxial und klemmen null. Es kommt halt immer drauf
an WIE man es macht, man kann nicht alles über einen Kamm scheren und muss jeden Einzelfall genau
anschauen.
Bei meinem jetzigen Prüfstand, der mit diesen 25mm Innendurchmesser Radiallagern ausgestattet ist,
befindet sich als Welle ein 25mm Alurohr, das im übrigen durchgehend von oben bis unten
aus einem Stück besteht. An diesem Alurohr messen wir Leistungen zwischen ca. 0,1 und 1W, nicht 1000W.
Jetzt überlegt doch selber mal, wenn ich von dem "Schwingen unter Belastung" sofern diese Umschreibung
bei 1 oder 2mm Ausschlag am entferntesten Punkt hier überhaupt gerechtfertigt ist, noch die Elastizität
der Holzkonstruktion und das Federn des Untergrundes wie z.B. Teppich abziehe, wieviel bleibt dann noch
für eine wirkliche Verwindung des Alurohres (37cm vom Lager entfernt) übrig ? Und wieviel verkantet
dann überhaupt noch die Lagerung selbst, die auch noch doppelt ausgeführt ist ? Also wieviel verkantet
dabei das obere Lager ? Ihr müsst das alles mal relativieren ! Da verkantet nichts und verfälscht auch nichts.
Die Lager laufen stimmig koaxial, weit vom leistungsmindernden Verkanten entfernt.
Man kann sich aber auch wirklich in eine Idee versteigern !
Wer soviel Angst hat, kann ja Pendelkugellager einsetzen, kein Spass die gibt es wirklich und sind extra
gebaut um stark eiernde Achsen zu lagern. Ist bei uns aus oben genannten Gründen aber unnötig.
Grüsse
Bernd