Erste ErgebnisseDer Bau der Mini-Rotoren ist abgeschlossen und die Leerlaufdrehzahlen sind (per Laserpistole) gemessen.
Zunächst möchte ich unsere Baumuster einmal näher vorstellen.
Rotor-Gesamtdurchmesser 17,2 cm
Rotor-Höhe 12 cm
Material in allen Fällen Aluminiumbahnen für Offsettdruckmaschinen, DIN A 0 - 0,4 mm, von Hand gerollt, zugeschnitten und auf Stoß verklebt
Der Savonius - wir haben uns für die einfachste Bauweise entschieden:
Halbschalen, alle Kanten auf einer Linie
Abstand der Kanten in der Mitte 36mm
außen mit den Schaufeln abschließende runde Deckflächen
Der Lenz-2 (3-flügelig) nach der Bemessungsempfehlung des Tools aus dem Forenteil "Lenz-Rotor"
Flügellänge 69 mm
Vorflügelradius 16 mm
Neigung 9°, somit Vorflügelmittelpunkt und Abrisskante hinten auf derselben "Umlaufbahn"
Kreisabdeckung 50%
C-Rotor (ebenfalls 3-flg.) mit erhöhten Bemessungen entsprechend dem Lenz
Die Flügeldimensionen erhält man im Schnittmustertool mit folgenden Angaben:
Umlaufkreis 139,5 mm
Abdeckung 55%
Vorflügelbreite 60%, Radius dadurch ebenfalls 16mm
Materialstärken 1,6%
Die beiden Flügeltypen haben wir mal ineinander gezeichnet
- Profile Lenz-2 und C-Rotor überlagert
- Profilvergl.JPG (33.88 KiB) 12376-mal betrachtet
Hier nochmals die Flügelgrößen im Vergleich, und auf dem zweiten Bild der Savonius
- Rotor-Vergleich.JPG (31.08 KiB) 12378-mal betrachtet
- Savo_Lenz.JPG (35.87 KiB) 12378-mal betrachtet
Die Zuordnung der Drehzahlen zur Windgeschwindigkeit für unseren Windkanal haben wir ausgegraben - allerdings wurden die damals unmittelbar hinter dem Gebläse gemessen - also ohne Vorsatz. Wir haben deshalb vergleichende Messungen mit einem Anemometer jeweils in der Mitte vor dem Gebläse und nach Aufsetzen des Vorsatzes (Trichter und Testkammer) in der Testkammer durchgeführt.
- Versuchsaufbau.JPG (42.41 KiB) 12379-mal betrachtet
Die Werte für die Leerlaufdrehzahlen unserer drei Rotoren entnehmt bitte der folgenden Darstellung
(U/min als Funktion der Windgeschwindigkeit in der Kammer [m/s])
- Wertediagramm.JPG (26.32 KiB) 12380-mal betrachtet
Diskussion:Es ergeben sich doch so einige Überraschungen.
Da wäre einmal die "Drehzahl-Hitparade", die eindeutig der Savonius anführt, gefolgt vom Lenz-2 und dann erst dem C-Rotor.
Den Lenz haben wir mal "spaßhalber" mit aufgeklemmten Vorprofilen laufen lassen, was uns bei langsamen Drehzahlen etwa 5 - 10% Zugewinn beschert hat.
Die endgültige Befestigung wollten wir verschieben, bis wir Leistungdaten zur bisherigen Ausführung gemessen haben.
Bei schnelleren Drehzahlen gab es also noch nichts zu testen, da die Kappen irgendwann der Fliehkraft folgen; wir erwarten da aber keine anderen Effekte.
Der zweite Punkt sind die eher schlechten Schnellaufzahlen. Beim C-Rotor von Bernd lagen die bei 0,82 - wir erreichen dagegen nur "schlappe" 0,37. Selbst wenn die Windgeschwindigkeiten um 20% zu gering ausgefallen sein sollten (eigentlich nicht vorstellbar), wären wir erst bei 0,45 !
Zwei Einflüsse könnte ich mir vorstellen:
Einerseits spielen bei geringen Baugrößen Lagerungseffekte eine stärkere Rolle; in diesem Fall, mit leichtlaufenden Skater-Lagern, hätten wir ja eigentlich keine großen Bremseffekte erwartet. Dafür spricht auch, dass der Rotor sehr früh schon anläuft (ca. 2 m/s).
Den anderen wichtigeren Einfluss vermuten wir in der Baugröße selbst. Derart kleine Objekte müssten extrem schnell umströmt werden, um ein ähnliches Strömungsverhalten zu zeigen wie proportional größere. Allerdings ist zu vermuten, dass die dann exorbitanten Drehzahlen wieder andere unbekannte Stömungsänderungen bewirken. Wir befürchten, dass wir bei unserer Baugröße den Bereich ausreichender Ähnlichkeit zu größeren Rotoren schon verlassen haben.
Ergänzung bzgl. der Ergebnisse der Jugend-Forscht-Gruppe (PdF im Beitrag "Wissenschaftliche Untersuchungen ..."):
Der Arbeit entnehme ich gerade, dass auch hier trotz eines sehr eng "kanalisierten" Windes mit einer Umlaufbahn von 320mm, bzw. mit Flügelbreite einem Gesamtdurchmesser von 342,5mm, nur ein Lambda von 0,63 bei 10m/s Wind erreicht worden ist. Erst mit dem größeren Umlaufkreis von 520mm ist die Gruppe bei dieser Windgeschwindigkeit zu höheren Werten gekommen. Auch Bernd hat nicht bei solch hohen Geschwindigkeiten getestet, wenn ich mich richtig erinnere.
Eine Möglichkeit wäre ja, dass es an der "Pressung" im Windkanal lag. Der Wind könnte bei niedrigen Geschwindigkeiten noch "elastisch" genug sein, um dem Rotor in dem engen Kanal auszuweichen, bei höheren schafft er das nicht mehr, und der Kanal wirkt als Ummantelung. Das würde auch erklären, warum der Effekt beim größeren Rotor eher eintrat als beim kleinen. Dann dürfte sich der Effekt der Lamda-Steigerung in unserer Gruppe und auch bei allen anderen "freier" laufenden Rotoren nicht einstellen. Diese Folgerung würde aber bedeuten, dass die Kombination aus Windkanalmaß und Rotor(en)größe(n) bei der JuFo-Gruppe keine übertragbaren Ergebnisse liefert.
Vermuten wir aber einmal die andere Variante, nämlich, dass es ein allgemeines Phänomen ist, dass C-Rotoren bei höheren Windgeschwindigkeiten ihr Lambda steigern. Dann dürfte nach den Regeln der Strömungsähnlichkeit bei unserem kleinen "Mini" dieser Bereich erst gar nicht erreicht worden sein, bei größeren Rotoren träte der Fall immer früher auf, was ja auch zu den Erscheinungen bei der JuFo-Arbeit passen würde. Bei 1m- und größeren Rotordurchmessern könnte der Effekt bereits in den Bereich von starkem "Normalwind" zu liegen kommen.
Leider ist aus unserer Kenntnis heraus keine Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten zu treffen - die zweite wäre natürlich die "gewünschtere" und würde bedeuten, dass man C-Rotoren eher groß bauen müsste. Hier darf man auf die Beiträge der Selbstbauer mit entsprechenden Rotorgroßen hoffen bzw. müsste diese nochmal sichten. @Bernd: gibt es dazu aussagekräftige Erfahrungsberichte?
Fragen über Fragen - oder - was ist dann den Versuchen überhaupt noch zu entnehmen?Sicherlich folgendes: wir hatten mit einem 3-Flügler "konventioneller" Bemessung (s. Abbildung "Versuchsaufbau") begonnen, also gemäß der bisherigen Forenempfehlung 33% Kreisabdeckung (incl. Vorprofil!) und 50% Vorflügelbreite - das kommt uns mittlerweilen ganz schön "mickrig" vor!
Für die Leerlaufdrehzahlen mit den jetzigen Maßen (s.o.) im Verhältnis zu diesen ersten Flügeln ergibt sich im Bereich der höheren Drehzahlen ein Plus von fast 30% (der "Kleine" hätte ein Lamdba(leer) von etwa 0,25) Das Anlaufen hat sich von knapp 3 zu unter 2 m/s Wind verschoben. Es wäre nun höchst interessant zu erfahren, ob dieser überdeutliche Wert den "Unähnlichkeitseffekten" der Baugröße geschuldet ist oder mit größeren Typen ebenfalls zu erzielen ist.
Weiterhin scheint der Lenz-2 auch in dieser Baugröße "die Nase vorn" zu haben, allerdings haben wir Leistungen bisher nicht gemessen! Immerhin scheint es noch vorstellbar, dass das C-Profil trotz geringerer sozusagen "Eigen"-Drehzahl ein besseres Drehmoment entwickelt.
Was uns verblüfft, sind die hohen Werte beim Savonius. Haben wir da zufällig ein optimales Bauart/Baugrößen-Verhältnis erwischt, schafft es also der Savonius in dieser (!!) Größe am besten, den Wind auszunutzen? Bernd hat auch früher schon die Vermutung geäußert, dass kleine Savonius einen relativ guten Wirkungsgrad aufweisen - das erscheint bestätigt.
Es scheint uns jedenfalls so, als könne man Aussagen nicht über alle Baugrößen verallgemeinern, sondern müsste sie immer auf den jeweiligen Maßstab beschränken, Vieles erscheint (sorry) für uns wieder weniger sicher als zuvor - wir werden jedenfalls nach den noch beabsichtigten Leistungsmessungen den Kleinstmaßstab nicht weiter verfolgen, sondern müssen wohl neue Versuche größer planen - leider keine erfreuliche Aussicht für weitere vergleichende Untersuchungen, was den Bauaufwand angeht.
Anhang:
Auch ein Einleitblech haben wir mal installiert: bei der hier gezeigten Anordnung ergibt sich für den C-Rotor ein Plus von ca. 10% in der Leerlaufdrehzahl. Man darf getrost eine geringfügig bessere Abschirmung des gegenläufigen Flügels und eine Beschleunigung des vorne querlaufenden durch die umgelenkt schräge Anströmung und damit mehr "Rückenwind" annehmen.
- C-Rotor mit Einleitblech v. oben, Wind v. links
- Einleitblech.JPG (28.55 KiB) 12383-mal betrachtet
Wir haben das Blech bewusst so geformt, dass es den wirksamen Querschnitt nicht erhöht, also keinen zusätzlichen Wind von außerhalb des Rotordurchmessers in den Rotor lenkt und nehmen nicht in Anspruch, bereits an einem optimalen Anstellwinkel bzw. einer -biegung probiert zu haben.
Trotz des messbaren Effekts wollen wir nämlich zu Gunsten der einfachen Bauweise und der Unempfindlichkeit der VAWTs gegen Windrichtungswechsel künftig den Gedanken nicht weiter verfolgen.
Die Truppe vom FWG - Rundling