Wie heisst es so schön, "alle Theorie ist grau".

Ich denke man kann sich viel ausdenken und überlegen und erhoffen und sich selbst auch davon überzeugen das dieses oder jenes
so oder so sein müsste und dann viel bessere Resultate bringen müsste und und und.... Es bleibt erstmal alles reine Theorie
und reines Wunschdenken.
Es nutzt leider rein gar nichts wenn man dieses Wunschdenken nicht auch überprüft und verifiziert, und zwar in der Praxis
und mit Messmitteln und nicht nur nach Gefühl beim Zuschauen wie schön etwas dreht oder nur in einer Simulation.
Bislang ist wohl mein kleiner Prüfstand der einzige der aktuell genutzt wird und von dem Ergebnisse hier im Forum
derzeit präsentiert werden.
So lange das so bleibt wird sich nicht viel tun mit dem Überprüfen von diversen wundervoll klingenden Ideen und Verbesserungen.
Und schon gar nicht wenn alle meinen ich müsste alleine die Ideen aller anderen für sie zu Ende führen.
(...Leider hat Bernd dies und das an dieser Stelle nicht weiter geführt...)
So ein kleiner Teststand ist an einem Tag gebaut und kostet nicht viel und ist doch so überaus hilfreich und gibt
klare Antworten auf offene Fragen und ist unerbittlich in der Prüfung allzu theoretischer Ideen und Überlegungen.
Ohne das Ding wüsste ich gar nicht wie ich an neue Erkenntnisse gelangen sollte.
Das trotzdem keiner ausser mir so etwas zum Prüfen seiner eigenen Ideen einsetzt weckt in mir den Verdacht das
vermutlich Angst vor der Wahrheit und dem Verlust der Wunschträume der Grund für die Nichtverwendung ist.
Im Amiforum gibt es einen Experten für das Theoretisieren. Er schreibt 30 Seiten lange Abhandlungen zu seinen Ideen.
Der gute Mann hat in über 30 Jahren tatsächlich nicht eine einzige Messung (!!) an seinen Windradideen vollzogen.
Trotzdem würde er jeden Meineid schwören das er die Jahrhunderterfindung gemacht hat. Der Typ ist unglaublich.
Ich denke ein einfaches Konzept ist meist das beste.
Zusätzliche Winkel, Strömungsleitungen, Zusatzbleche, Windführungen und Zusatzkammern und und und ....machen
ein Windrad oft mehr zu einem technischen Kunstwerk als das sie grundsätzlich etwas verbessern.
Je mehr wir weitere Ideen drann schrauben, desto absurder wird es oft.
Ich sah Savoniuskonstruktionen mit total filligranen Innenblechen mit Ritzen und Strömungskammern und und und.
Es fehlte nur der jenige der der Luft sagt das sie da auch mal hindurch gehen soll.

Will sagen, mind. 95% aller "vielversprechender" Ideen haben sich oft sofort erledigt wenn man die Idee nur ein einziges
mal auf einen Messstand schraubt. Das gilt für den erwähnten Ami ebenso wie für unseren User Fritz Unger und sein Wunderwindrad,
sowie für alle anderen ähnlich "bahnbrechenden" Ideen auch.
Wie ich schon schrieb haben davor die meisten Bastler panische Angst, davor das ihre Träume platzen könnten.
Deswegen werde ich wohl auch in Zukunft der einzige bleiben der versucht Ideen durch Messungen zu verifizieren.
P.S.
Das beim C-Rotor noch grosses Verbesserungspotential vorliegt glaube ich eher nicht.
Durch die offene Bauweise kann sich nur sehr wenig Unterdruck am Profil aufbauen, im Grunde fast gar keines.
Dadurch ist es ihm nicht möglich nennenswert nach dem Auftriebsprinzip zu arbeiten.
Der C-Rotor arbeitet daher vornehmlich nach dem Widerstandsprinzip, gepaart mit einer Art "Rückstoßeffekt".
Er ist so eine Art Savonius am Ende eines Tragarmes.
Der dem C-Rotor verwandte Lenzrotor kann hingegen durch seine halbgeschlossene Konstruktion auf der Rotorinnenseite
deutliche Auftriebseffekte nutzen.
Tests zeigten mir das der Lenz mindestens ebenso gut funktioniert wenn nicht deutlich besser als ein C-Rotor gleicher Baugrösse.
Der C-Rotor hat viele gute Eigenschaften und Vorteile, aber so hoch wie er einige Beiträge zuvor in diesem Thread gelobt wurde würde
ich ihn nicht ansiedeln wollen. Er hat nach meiner Meinung seine Bestimmung bei den Kleinwindrädern, wenn hohes Drehmoment
gefordert ist. Bei den Kleinwindrädern alleine auch schon wegen des enormen Materialeinsatzes der wirklich grosse Modelle verhindert
oder zumindest unsinnig teuer macht. Die geringen Drehzahlen sind anwendungstechnisch meistens problematisch und erfordern
eigentlich grundsätzlich ein Getriebe.
Die Effektivität des C-Rotors werden wir vermutlich nicht mehr wirklich wesentlich steigern können. Was jetzt noch kommen kann
ist wohl mehr Feinschliff als "ein Durchbruch". Seine Effektivität wird immer hinter der von Auftriebsläufern zurück bleiben.
Auf meinem kleinen Teststand erreichte ich mit dem C-Rotor Modell Werte von bis zu ca. 1,1 Watt.
Ein Vergleichsrotor mit dem Delfter Profil, nach dem Auftriebsprinzip arbeitend, lieferte unter den gleichen Bedingungen 1,6 Watt.
Ein weiterer Knick am C-Rotorflügel, ein zusätzlicher Kanal oder ein gelochtes Leitblech oder was auch immer werden aus den 1,1 Watt
niemals 1,6 Watt machen.
Wenn man, wie auch immer, auf 1,2 kommen könnte wäre es schon traumhaft. Ob überhaupt noch soviel Potential vorhanden ist
kann ich nicht genau beurteilen. Für noch mehr wird es nach meiner Einschätzung aber wohl nicht reichen.
Trotzdem hat der C-Rotor, wie viele anderen Konstruktionen auch, durchaus seine Berechtigung im Windradsektor.
Neben seiner reinen Wirkungsgradbegrenzung bietet er viele Vorteile wie ein enorm hohes Anlaufmoment und sehr gutes
Beschleunigungsvermögen und damit die Möglichkeit energiereichen Böen schnell zu folgen, sowie die Unempfindlichkeit gegen
verwirbelte Winde. Unter schlechten Bedinungen könnten seine Nachteile daher etwas schwinden.
Man sollte aber immer realistisch bleiben.
Grüsse
Bernd