Ein paar Worte am Rande.
Viele "Grundlagen-Experten" sehen den Vertikalläufer mit den gleichen Augen wie einen Horizontalläufer oder eine Flugzeugtragfläche,
auch wenn sie das vehement bestreiten.
Alles was sie dort an Erkenntnissen gewonnen hatten übernehmen sie 1:1 ins Vertikalwindrad, das führt zu grossen Problemen.
Das die Funktion eines Vertikalwindrades nicht in allen Punkten gleich der eines Horizontalwindrades ist wird oft sehr gerne verdrängt.
Der Unterschied liegt jedoch auf Hand. Während ein Horizontalläufer oder eine Flugzeugtragfläche im Betrieb z.B. mit immer dem
gleichen Winkel angeströmt werden, ändert sich dieser Anströmwinkel beim Vertikalwindrad während jeder Umdrehung komplett.
Das blenden diese "Experten" gerne komplett aus, warum ist mir schleierhaft, vermutlich weil es ihnen das ganze zu unberechenbar
macht. Statt dessen nehmen sie an das das was beim Horizontalwindrad gut und richtig ist, auch beim Vertikalwindrad richtig sein müsste.
So werden oft deutliche Anstellwinkel, meist in den positiven Bereich, als ideal propagiert.
Bei all meinen Versuchen sank die erzielbare Nutzleistung damit immer deutlich.
Ein weiteres "Expertenphänomen" auf das du vermutlich auch stoßen wirst ist die Tatsache das diese für einen Vertikalrotor oft eine sehr
geringe Solidity (Abdeckung der Rotoraußenumfangs mit Flügelfläche) als ideal ansehen. Ebenso wird immer wieder das Gerücht
verbreitet das ein Vertikalwindrad erst bei einem sehr hohen TSR vernünftig arbeitet. Es werden Werte für das belastete TSR von 4 und
mehr als erstrebenswert genannt. "Anders kann es ja auch gar nicht richtig funktionieren Bernd....."
Grund scheinen widerum rein theoretische Schlussfolgerungen aus ihren bisherigen Erkenntnissen an herkömllichen Windrädern zu sein,
die die Besonderheiten eines Vertikalwindrades überhaupt nicht genügend berücksichtigen.
Vertikalrotoren mit winzigen Flügelprofilen und geringer Solidity, die theoretrisch solche hohen TSR erreichen könnten, haben unter anderen
beim Anlauf riesen Probleme. Es sind auch im Betrieb die reinsten Windrad-Mimosen die nur unter Idealbedingungen gut funktionieren können.
Im Alltagsbetrieb versagen sie kläglich, das zeigen Tests immer wieder sehr deutlich.
Sie sind unter anderen der Grund des schlechten Rufs dieses Windradtyps.
Leider liest man immer noch die Empfehlungen zum Bau solcher Mimosen mit vergleichsweise geringer Solitity und mit
möglichst hohen TSR. So lange hier kein wirkliches Umdenken und vor allen Anpassen der Gegebenheiten an die Abläufe im
Vertikalwindrad erfolgt, werden weiter Mimosen entwickelt, empfohlen und gebaut die vielleicht im Windkanal noch ganz gut
erscheinen mögen, im realen Wind in der Landschaft mit wechselnden Windgeschwindigkeiten, Verwirbelungen etc. aber kläglich versagen.
Sorry für den langen Text
Grüsse
Bernd