Sobald Last anlag und eine Boe kam Stand der Rotor.
Im nachhinein logisch: Zu kleine TSR -> Strömung reißt ab -> kein Drehmoment = Vollbremsung.
Das ist ein gern genannter Mythos das ein Windrad durch böenbedingtes verändern des TSR seine Drehzahl reduziert
oder gar stehen bleibt. Tatsächlich kann ein Windrad durch eine Böe deutlich aus dem Peakpoint seiner Leistungskurve
herausgebracht werden weswegen sein Wirkungsgrad dann mehr oder minder stark sinkt. Tatsächlich steigt durch die Böe
aber gleichzeitig natürlich auch der Energiegehalt des Windes stark an z.B. um das 8 fache wenn die Böe mit der doppelten
Windgeschwindigkeit daher kommt. Das wird dabei immer gern vergessen!
Im Resultat erzeugt der Rotor in der Böe TROTZ (stark) gefallenen Wirkungsgrades weitaus mehr Leistung als zuvor, er beschleunigt
und das nicht gerade schlecht. Es ist auch genau das was man an Windrädern in der Realität beobachten kann die bei konstanter
Last von eine Böe getroffen werden.
Ich sah bislang noch keins das durch eine Böe langsamer geworden oder gar stehen geblieben wäre.
Natürlich habe ich aber auch nicht alles gesehen was es so an Absonderlichkeiten gibt.
Zum hohen, angeblich nötigen TSR damit die Ströming nicht abreisst und Leistung erzeugt werden kann.
Theoretisch klingt das natürlich alles völlig logisch, aber in der Praxis haben sich solche Windräder mit hohen TSR nicht bewährt.
Nicht nur das sie ein sehr schlechtes bis sehr sehr schlechtes Anlaufverhalten zeigen, auch erzeugen ihre filigranen Miniflügel
im Jahresschnitt wenig nutzbare Leistung. Zum Teil mag das auch daran liegen das sie "Mimosen" sind die nur unter Idealbedingungen
eines Windkanals ihre Höchstleistung abgeben können. In der Praxis kann der Ackergaul mehr von nutzen sein als das Rennpferd.
Schau dir mal den Test in Holland an. Er ist ein gutes Beispiel dafür das H-Rotoren mit einem hohen TSR im Realbetrieb nur sehr
wenig Nutzleistung erzeugen. So hat das nach allen Regeln der (theoretischen) Kunst konzipierte "Turby", das von Anhängern der
"Miniflügel - hohes TSR" Fraktion gerne stolz als Musterbeispiel guter Konstruktion genannt wird, mit Abstand die schlechtesten
Testergebnisse gezeigt.
Die Ergebnisse waren sogar so schlecht das man sich als VAWT Anhänger nur dafür schämen kann.
Dafür ist es umso teurer, es ist ja ein Hightech Windrad.
Das krasse Gegenteil, ein H-Rotor mit grossen (für mich zu grossen) Flügelblättern und einem TSR von unter 2 hatte
hingegen gute Praxiseigenschaften und mit die höchste Kilowattanzahl der getesteten VAWTs im Testzeitraum erzeugt.
Das liegt nach meiner Einschätzung zumindest zum Teil wohl auch an den viel unkritischeren Lauf- und vor allen Anlaufeigenschaften
seiner grossen Flügel. Vielleicht erntet es in der Spitze weniger, dafür im Jahresdurchschnitt mehr.
"TSR von 2 kann man vergessen" kann so also auch nicht ganz stimmen.
Man darf die Theorie nicht soweit treiben das man nur noch an eine Sache denkt. Ein Windrad hat auch Starteigenschaften,
Beschleunigungseigenschaften (gerade die werden gerne ignoriert) und eine mehr oder minder breitbandige oder eben leider manchmal
auch zu spitze Leistungskurve und und....... und ein VAWT kann auch mit einem TSR von nur 2 im Jahresschnitt mehr Leistung erzeugen als
eines mit einem TSR von 4 oder 5, das ist mal Fakt. Nicht jedes VAWT muss zwingend erst bei einem TSR von 3 oder 4 beginnen zu arbeiten.
Da spielt auch die Profilgeometrie eine Rolle und viele andere Faktoren.
Rainer wenn das alles so einfach wäre hätte das Turby wohl mit Abstand die besten Resultate im Test geholt.
Vielleicht gelingt uns ja zusammen hier im Forum das Wunder ein schnell drehendes VAWT zu entwerfen das nicht nur im Windkanal
gute Leistungen zeigt sondern auch in der Praxis besteht. Ob ich allerdings die Fliehkräfte eines TSR von 4 oder gar mehr haben
möchte ist eine andere Sache.
Grüsse
Bernd