Hallo Windfans
Habe soeben auf heise.de einen interessanten Beitrag über Vertikal-Windanlagen gefunden.
Aber lest selbst:
Windkraftanlagen mit vertikaler Achse konnten sich bisher nur in Nischen verbreiten. Ein britischer Unternehmer will nun groß ins Geschäft einsteigen – und zwar mit Anlagen, die bis zu zehn Megawatt leisten.
An Land ist das Rennen längst gelaufen. Praktisch alle Windkraftanlagen folgen einem einzigen Design: Ihre Achse ist, wie bei einem Propellerflugzeug, horizontal gelagert. Dass sich diese Bauart auch auf See ("offshore") durchsetzen wird, hält Steven Peace, Chef des britischen Unternehmens Vertax Wind Ltd., keineswegs für ausgemacht. Vertax hat speziell für den Offshore-Einsatz eine Windturbine entwickelt, bei der die Flügel um eine aufrechte Achse rotieren. Nach diesem Prinzip will die Firma ein Windrad bauen, dessen Leistung alles bislang Gekannte in den Schatten stellt. Während gängige Offshore-Propeller um die fünf Megawatt (MW) leisten, soll die Vertax-Turbine auf zehn MW kommen.
Gleichzeitig sollen die Vertikal-Windräder auch noch preiswerter und robuster sein. Das Prinzip ist nicht neu: Schon seit Jahren verfolgt Peace die Idee der aufrechten Windturbine. Doch außer in einigen Nischen – etwa auf Hausdächern – konnten die Vertikalläufer keinen Stich gegen ihre liegende Konkurrenz machen. Doch nun steht Vertax nach eigenen Angaben vor dem ersten großen Deal. Noch in diesem Jahr will die britische Regierung Details über den weiteren Ausbau von Offshore-Windanlagen in ihren Gewässern bekannt geben. Geplant ist, 25 Gigawatt bis 2020 zu installieren. Kommt Vertax hier zum Zuge, würde das eine Bestellung von 150 Anlagen auf einen Schlag bedeuten.
Dass sich Vertikalanlagen bisher nicht durchsetzen konnten, liegt an ihrem prinzipbedingt schlechteren Wirkungs-grad. Während bei einer konventionellen Windturbine alle Rotorblätter gleichzeitig vom Wind angeströmt werden, muss sich bei aufrecht stehenden Rotoren stets mindestens ein Flügel gegen den Wind vorkämpfen. "Physikalisch sind Vertikalachsen-Windturbinen daher um mindestens 30 Prozent leistungsschwächer als die heute üblichen Horizon-talachsenläufer", sagt Heiner Dörner, Windenergieexperte am Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart. Die- sen Sachverhalt leugnet Steven Peace nicht, doch er bringt andere Argumente ins Spiel: "Mit dem vertikalen Konzept ist es einfacher, große Anlagen zu bauen."
Moderne Großanlagen mit horizontalem Antriebsstrang haben nämlich bereits heute Flügellängen von 60 und mehr Metern. Damit wächst auch der Durchmesser der Blattwurzel. Der aber sollte nicht größer als 4,5 Meter sein – sonst passt er unter keiner Autobahnbrücke mehr durch. Zudem zerrt die Schwerkraft so stark an den Rotorblättern, dass sie aus teurem Leichtbaumaterialien wie Carbonfaser-Kunststoff gebaut werden müssen – und noch dazu in einer komplizierten Geometrie, weil sich das Profil der Rotorblätter laufend ändert.
All diese Probleme haben Vertax-Anlagen nicht. Die 110 Meter langen Rotorblätter haben über ihre gesamte Länge das gleiche Profil und können in je zwölf Meter langen Einzelteilen gefertigt werden. Die Blattsegmente kann praktisch jede Hinterhofwerkstatt bauen und mit normalen Lkws zum Einsatzort transportieren. Kohlefaserbauteile sind nicht nötig. Auch in puncto Mechanik kann bei Vertax-Turbinen vieles weggelassen werden, was Windkraftbetreibern sonst Sorge bereitet. So brauchen die Rotoren nicht wechselnden Windrichtungen nachgeführt zu werden, was bewegte Teile spart.
Ferner können Generator und Getriebe im Turmfuß untergebracht werden. Das wiederum vereinfacht den Aufbau und potenzielle Austauscharbeiten, da Hunderte Tonnen schwere Bauteile nicht auf hundert und mehr Meter Höhe gehievt werden müssen. Gleichzeitig kann der Turm dünner und somit günstiger konstruiert werden. Er wird zudem nicht, wie üblich, aus gewalti- gen gebogenen und verschweißten Stahlblechen, sondern aus Beton gefertigt. "Beton ist billiger, und es gibt ihn auf der ganzen Welt", sagt Peace.
Den Strom erzeugen zwei getriebelose Generatoren mit je fünf MW oben und unten am Rotor. Damit schlägt Vertax zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Rotor ist doppelt gelagert, der Generator redundant vorhanden. Die Generatoren sind keine Spezialanfertigungen für die Windkraft, sondern erprobte Serienteile für Wasserkraftwerke.
"Wir wollen das Rad nicht neu erfinden. Wir nehmen viele bereits erfundene Räder und fügen sie neu zusammen", sagt Vertax-Vorstand Peter Hunter. Die Lebensdauer der Vertikalmaschinen werde, verspricht Peace, 40 statt der üblichen 20 Jahre betragen. Insgesamt sollen die Erzeugungskosten pro Kilowattstunde "20 bis 30 Prozent unter dem von Offshore-Horizontalanlagen" liegen. All das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Bislang hat Vertax erst Mini-Anlagen mit 3 kW installiert, die 10-MW-Anlagen existieren nur im Rechner. Bis der erste Prototyp steht, werden noch mindestens fünf Jahre vergehen.
Gruß Klingei