Moin Bernd,
Auslegung bedeutet hier in diesem Fall: Bei welcher Windgeschwindigkeit, genauer, ab welcher Windgeschwindigkeit liefert die Anlage ihre Nennleistung.
Die großen Windenergieanlagen liefern ihre Nennleistug ab ca. 11 m/s, darunter ist die "gelieferte" Leistung kleiner, darüber bleibt sie bis zu höheren Windgeschwindigkeiten, so ca. bis 15 m/s konstant. Bei noch größeren Windgeschwindigkeiten wird die Anlage dann stillgelegt. Die heutigen Anlagen machen das automatisch, z. B. durch das Verdrehen (Pitchen) der Rotorblätter. Früher, waren die Blätter fest montiert, da hat der Strömungsabriß an den Blättern, der bei höheren Windgeschwindigkeiten auftritt einem Stillstand eingeleitet.
Die verschiedenen Windgeschwindigkeiten kommen nicht gleich häufig vor, sondern unterschiedlich häufig, Sortieren wir die Windgeschwindigkeiten an einem Standort in WIndgeschwindigkeitsklassen ein, so wie in dem Diagramm, entsteht eine charakteristische Verteilung. In dem Diagramm, bitte nur die grauen Balken betrachten, steht jeder dieser Balken für eine Windgeschwindigkeitsklasse mit der Breite von 1 m/s., d.h. der erste Balken steht für alle Windgeschwindigkeiten zwischen 0 m/s und 1 m/s. usw.
Hier in diesem Beispiel liegt die Windgeschwindigkeit, die am häufigsten vorkommt in der Klasse 3. nach rechts wird es dann weniger und ganz weit rechts finden wir die Klasse 11, in der die Windgeschwindigkeiten zwischen 10 m/s und 11 m/s einsortiert sind.
Die Länge der Balken entspricht der Zeit, die die jeweilige Windgeschwindigkeit in 2015 vorhanden war. Also: 1050 Stunden hatten wir 3 m/s und 34 Stunden 11 m/s. (Wer die genauen Zahlen braucht bitte melden, sie liegen mir vor.)
Also:
Auslegung von Kleinwindkraftanlagen soll heißen, Nennleistung der Anlage muss bereits bei ca. 3 - 5 m/s kommen, bei größeren Windgeschwindigkeiten dann Leistungsbegrenzung (wie auch beiden großen), ab welcher Windgeschw. hängt vom Design ab.
Das die entnehmbare Leistung bei kleinen Windgeschwindigkeiten kleiner als bei größeren ist, weiß hier ja jeder: P ~ v³. Viel spannender ist die Frage: Wieviel Energie (nicht Leistung!) kann ich ernten. Energie ist W = P * t. Und genau an dieser Stelle wird es spannend, wenn du die Anlage so auslegst, das die Geschwindigkeit bei der die Nennleistung erreicht wird in die Nähe der Windgeschwindigkeit kommt, die am häufigsten gemessen wurde, denn dann gilt (näherungsweise) Wmax ~ Pmax * tmax.
P.S.: Wenn du die Spitzen der grauen Balken miteinander verbindest, dann erhältst du eine Weibullverteilung in Form einer Linie im Diagramm. Verschieben würde sich da nichts, denn die Balken entsprechen der Realität, es sind ja Messwerte. Allerdings kannst du eine andere "Verschiebung" im Diagramm erkennen, wenn du auch noch die weißen und die schwarzen Balken mit einer Linien verbindest, und damit zwei weitere Verteilungen erhältst. Die "weiße" Verteilung ergibt sich bei Berücksichtigung des unteren Grenzwertes meines Messfehlers, die "schwarze" Verteilung bei der Berücksichtigung des oberen Grenzwertes meines Messfehlers. Diese ist nach rechts zu höheren Werten verschoben.
P.P.S: Übrigens der Wunsch mit einer Anlage die für 11 m/s ausgelegt ist, nennenswert Energie zu ernten in Bodennähe, bei Schwachwind ist ebenfalls zum Scheitern verurteilt - aber mit einer für Schwachwind ausgelegten Anlage kriege ich immer noch mehr raus als mit einer völlig falsch ausgelegten Anlage - und das ist der Trick (und auch der Grund, warum hier im Forum z.B. spezielle Generatoren entwickelt werden.
.
Alles klar?
Windige Grüße
Siegfried