"fantastische" Wirkungsgrade

"fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon Bernd » Sa 24. Jan 2009, 16:45

Hallo Leute

Durch Zufall bin ich auf folgende Seite gestossen, die die technischen Daten eines
kommerziellen Vertikalrotors wiedergibt. Der Rotor ist mit 2,5KW angegeben. Erst beim
genauen Hinsehen entdecke ich dann, das der Rotor ganze 1,5m² Fläche besitzt.
Ich finde solche "fantasievollen" Angaben sind eine Sauerei.

http://www.corotec.eu/cms/downloads/cor ... nblatt.pdf

Ich finde die Windbranche sollte sich da mal etwas einfallen lassen damit diese Angaben
vergleichbar werden. Dem Laien wird doch so vor gemacht er hätte ein super tolles Windrad,
das enorm viel Energie liefert. Geil auch der Betrug in der Leistungskurve, denn dieses 1,5m²
kleine Windrad kann z.B. bei 4m/s Windgeschwindigkeit, bei der der Wind in 1,5m² Fläche
ca. 58,5 Watt Energie mit sich führt, stattliche ca. 120Watt ernten. Macht über den Daumen
einen Wirkungsgrad von 200% !! Hura, so ein Windrad möchte ich auch haben.

Bei ca. 13,5m/s soll laut Leistungskurve die Nennleistung von 2500W anliegen, aber in 1,5m²
Wind sind bei 13,5m/s Windgeschwindigkeit nur ca. 2250Watt enthalten. Heissa, selbst hier
noch ein Wirkungsgrad von über 100%, nicht schlecht nicht schlecht. Tatsächlich dürfte Wind
von etwa 22 - 23m/s nötig sein um dem winzigen Windrad diese Leistung zu entlocken, also
ein ausgewachsener Sturm.

Nochmal zurück zur Angabe bei 4m/s. Ich will mal nachrechnen. Gehen wir mal von einem
Wirkungsgrad des Windrades von 40% aus (sicher zu Gunsten des Herstellers gerechnet,
ich vermute der tatsächliche Wirkungsgrad liegt tiefer). Dann nehmen wir mal 58 Watt die der
Wind bei diesen 4m/s mit sich führt. 40% von 58 sind ca. 23 Watt. Ich erinnere nochmal, der
Hersteller verspricht aber ca. 120 Watt. Um das ca. 5 fache übertrieben !! Unfassbar.

Dieser bewusste und offensichtliche Betrug zieht sich aber fast nahtlos durch die gesamte
Windradbranche. Wie kann man das stoppen ? Gegen ein ganz klein bisschen "schönreden"
würde ich ja noch nichts sagen, aber Betrug in diesem Umfang ist schon heftig.

Grüsse

Bernd
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Re: "fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon homatec » Sa 24. Jan 2009, 17:00

Hallo Bernd,

warum immer wieder zu hohe Leistungsangaben zu finden sind verstehe ich auch nicht.
Oft haben die Hrerren aus den Vertrieb keinerlei Ahnung.

Da sich aus der Großwindbranche die 12 m/s Windgeschwindikeit als Nennleistung eingebürgert hat ist dor sache dort einfach 1 kW sterckt pro m2 im Wind. Aber nie vergessen dass die Leistung einer quadratischen Kurve folgt.

Wenn du etwas dagegen Tun willst kannst du eine Abmahnug an die Firmen schreiben. Diese juristische Methode wird leider allzuoft zum Geldverdinen benutzt.

Es geht ja auch seriös wie der Verkäufer der Black 300 zeigt.

Grüße

Rainer
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Re: "fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon Bernd » Sa 24. Jan 2009, 17:04

Es geht ja auch seriös wie der Verkäufer der Black 300 zeigt.

Ähhrrmm, die Leistungskurve des Black 300 sah vor ein paar Wochen noch genauso "schön" aus,
bevor ich das im Kleinwindforum bemängelte und tags drauf war eine andere, nicht mehr ganz
so stark geschönte Kurve, beim Hersteller online. :) Wenn man genauer hinguckt ist aber auch
diese Kurve vermutlich noch nicht wirklich reell. Aber immerhin schon einigermassen glaubhaft
und im Vergleich zu der Kurve oben schon Klasse. Auch gibt der Blackhersteller für sein Windrad
nur eine Nennleistung von 300Watt an, bei vergleichbarer Rotorgrösse !

Grüsse

Bernd
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Re: "fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon Huracan » Mo 26. Jan 2009, 19:15

Tach,

auch mich ärgern solche Falschaussagen und noch mehr ärgert mich der Verlust der Glaubwürdigkeit, der Windkaft allgemein.

Aber wo sonst wenn nicht hier mal realistische Zahlen:

Bei einem angenommenen Wirkungsgrad von insg. 20% und
dem Rechenwert von 12m/s Windgeschwindigkeit
braucht es jeden 200ten(=400.000) Bundesbürger Deutschlands mit einer 9m²-Kleinwind-Anlage
um ca. auf die elektrische Leistung von ca, 800MW
des "kleinen" Steinkohlekraftwerkes Moorburg bei Hamburg zu kommen.

ernüchternd?

Anders gerechnet, mit einem, so denke ich, realistischen Mittelwert der Windgeschwindigkeit von 4m/s
über das Jahr gesehen,
stellen 65000 Anlagen mit je 2m² eine minimale Grundversorgung von 1MW dar,
(bei 0,3 €/kWh ergibt das eine Jahresernte von 2,6Mio€)
die bei 12 m/s Wind auf beachtliche 27MW hochschnellen.

klingt schon besser.

Wem 65000 Anlagen noch zu viel vorkommt, dann eben mit überschaubaren 2500 Anlagen,
die schaffen maximal 1MW bei 12m/s, vorrausgesetzt sie sind bis 400Watt ausgelegt und wieder mit 2 realistischen m² gerechnet.

Alles gerechnete ist gut gerundet und kann auch ganz daneben liegen :)

Ciao H.
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Re: "fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon Bernd » Mo 26. Jan 2009, 19:34

Hallo Huracan, da hast du aber noch nicht auf der Seite von der Firma Enermax24 nachgelesen.
Der Hersteller sagt dort sogar in einem TV-Bericht das nur 8 seiner Rotoren für das Hausdach ein
grosses 1MW Windrad ersetzen, wobei wir wieder beim Ursprungsthema wären :D :D

Grüsse

Bernd
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Re: "fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon Huracan » Mo 26. Jan 2009, 19:52

Yo!
die Heinis kenne ich noch nicht, aber da ist ganz klar mit 100m/s Wind auf 1m² mal 8 Anlagen gerechnet worden.
Macht nix, kann ja jedem mal passieren...

Nebenbei: Habe mir übrigens Info-Material vom Vetter-Ofen schicken lassen. In der Broschüre gibt es noch extra einen Absatz über den unlauteren Umgang mit Wirkungsgraden und dann steht da was von 103% im Faltblatt (für die kleinste Therme) - schade, aber auch die Branche ist davor nicht sicher.
H.
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Re: "fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon Bernd » Mo 26. Jan 2009, 20:08

Da muss ich dich jetzt aufklären, das hat einen sachlichen Hintergrund. Ich weiss jetzt nicht
ob im Vetter Prospekt ein Wirkungsgrad von über 100% stand, aber er stand zumindest früher
da drinn und auch zu Recht !

Bis vor ein paar Jahren wurde der Wirkungsgrad einer Heizung nach einer Formel berechnet bei der
ein Wirkungsgrad von 100% ereicht war, wenn alle Wärme die im Abgas enthalten ist, diesem
Abgas entzogen wurde. Da diese Formel uralt ist, hatte bei deren Festlegung niemand daran gedacht
das mal ein Heizkessel mit seiner Abgastempertur in einen Bereich kommen würde, wo neben der
reinen "Verbrennungswärme" auch noch die Nutzung der bis dato unbekannten Kondensationswärme möglich wäre.

Diese Kondensationswärme entsteht wenn Wasserdampf an einer "kalten" Oberfläche kondensiert.
An der Fläche an der die Kondensation erfolgt, wird diese Wärme abgegeben. Das ist bei einem
Brennwertkessel der Wärmetauscher und da kondensiert es heftig, pro Liter Öl ca. 1 Liter Wasser.
Wenn ich mich recht entsinne war der Anteil dieser "latenten" Wärme bei Öl 5% und bei Gas 7% der Gesamtwärme.
Diese Wärme erhitzt die zugeführte Verbrennungsluft. Diese Prozente bewertet die alte Formel zur
Wirkungsgradberechnung nicht, so das der Vetterkessel zu Recht (wenn auch verwirrend unlogisch)
mit Wirkungsgraden über 100% angegeben wurde. Das ist rein rechnerisch nach der vorgegebenen
alten Formel korrekt und nur so war der Vorteil gegenüber anderen Anlagen darzustellen! Wie heute
gerechnet wird weiss ich nicht so genau. Vielleicht nutzt diese alte Formel heute nur noch die Konkurzenz
und Vetter regt sich darüber zu Recht auf ? Ich meine Vetter gibt seinen Wirkungsgrad heute unter 100% an ?

Grüsse

Bernd
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Re: "fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon Huracan » Mo 26. Jan 2009, 20:32

Danke für die Erklärung, das war mir nicht bewußt.
dennoch wird bei Veritherm genau erklärt, wie man auf die angegebenen 99,5% Wirkungsgrad kommt, nämlich "...einschließlich der im Brennstoff enthaltenen latente Wärme (bei Gas =11%, bei Heizöl 6%)..."
Deshalb wunderte es mich, wie die dann immernoch auf 106% kommen(hab nochmal nachgeschaut), wo die Firma doch seriös klang und der verstorbenen Herr Vetter schon genug mit der Wahrheit zu kämpfen hatte.
Vermute, daß Du schon recht haben wirst, von wegen alter und neuer Berechnung. Mist, dann liegt die kleine Therme doch nur knapp bei vergleichbaren 95%, wenn man Gas verfeuert :lol:

H.
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Re: "fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon Bernd » Mo 26. Jan 2009, 20:57

Schau einfach mal auf die Abgastemperatur hinter dem Kessel. Mein Gas Vetterkessel bewegt
sich da zwischen (direkt nach dem Zünden) 30 Grad, bis (sehr langer Dauerbetrieb) 45 Grad.
Wichtig ist der zweite Wert der unter Volllast auftritt ! Da können viele vergleichbare Kessel,
auch wenn sie sich Brennwert nennen, nicht mithalten. Die nutzen die Kondeswärme nur im
Teillastbereich, nennen sich aber auch " Vollbrennwertkessel", was Richard Vetter regelmässig
auf die Palme brachte. Man kann es vielleicht auch so sagen, wenn selbst bei langer Volllast
das Abgas (direkt am kessel gemessen) immer noch nur 45 Grad hat, dann muss wohl der ganze
Rest an Wärme im Haus geblieben sein.

Übrigens kann man den Schornstein (von Vetter empfohlen) als dritten Wärmetauscher nutzen.
Dazu saugt der Vetterkessel seine Verbrennungsluft durch den Schornstein an, und zwar im
verbleibenden Spalt zwischen Schornsteinzug und HTPP-Rohr der Abgasführung. Die oben eingesaugte
kalte Aussenluft entnimmt dem Abgasrohr auf dem WEg nach unten nochmals Wärme und kühlt
das Abgas weiter ab. Genauso mache ich es seit 18 Jahren :)
Im Prinzip muss man dann die Abgastemperatur oben am Schornstein messen und dann ist wirklich
fast alles an Wärme ausgenutzt.

Ich will Dir aber nicht verschweigen das die Verarbeitungsqualität bei Veritherm nicht so pralle ist.
Sie ist aber im laufe der Jahre schon besser geworden, auch das anfängliche Durchrosten ist kein
Thema mehr.

Man kann es auch so formulieren mit dem Wirkungsgrad: gibt ein Hersteller ohne permanentes
Kondensationsprinzip (Volllast) einen Wirkungsgrad seines Gaskessel über 89% an, lügt er genauso wie die
vielen Firmen der Windbranche.

Grüsse

Bernd
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Re: "fantastische" Wirkungsgrade

Beitragvon Huracan » Mo 26. Jan 2009, 21:11

na, dann möchte ich Dich doch noch was dazu fragen.
Habe von einem Granulat beim Vetter-Ofen gehört, bin aber noch nicht dazu gekommen das mal nachzufragen: Ist das teuer, wie oft muß das raus, ist das Sondermüll?
Und nochwas, was hier gar nicht hergehört, Hast Du evtl. noch die Daten(Zahlen) zu Deinem Drehmoment-Versuch des Canstein-Flügels? Die Kurve läßt mir einfach keine Ruhe. Will Dich nicht drauf festnageln und auch nicht überprüfen, nur die Notwendigkeit eines Dreiflüglers, könnte man ganz gut daran erklären.
Nur ums genauer hinzubekommen, hätte ich gern ne kleine Tabelle. Wenn Du so nett wärst, kannst Du sie mir bitte per mail schicken.

Bestens H.
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