Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Beitragvon Bernd » Sa 26. Dez 2009, 17:33

Hallo Leute

Ich glaube ich hatte den Link schon ein mal gepostet, aber ich finde es so interessant das
ich jetzt nochmal ein eigenes Thema dafür aufmachen möchte.

In den Niederlanden läuft oder lief ein Vergleichstest verschiedener Kleinwindräder.
Die Ergebnisse sind der Hammer und zeigen ein weiteres mal auf wie viele Firmen
ihre Kunden betrügen.

Hier der Link ins Nachbarforum wo dieser Test vorgestellt wurde.
http://www.kleinwindanlagen.de/Forum/cf ... php?t=2538

Hier die wichtigsten Dateien und Links zusammen gefasst.
Vorstellung der Windräder mit Fotos : http://provincie.zeeland.nl/milieu_natu ... e_turbines
Gesamtübersicht (viel Text ) http://kreeft.zeeland.nl/zeesterdoc/ZBI ... 0786_1.pdf
Die Ergebnisse (sehr informativ) http://kreeft.zeeland.nl/zeesterdoc/ZBI ... 1257_1.pdf

Ernüchternd oder ?
Besonders schlimm finde ich das schlechte Abschneiden der Vertikalläufer.
Auch das so ausgefeilte, an Unis konstruierte und verbesserte Windräder, wie das "Turby" so extrem schlecht
abschnitten ist schon der Hammer. Hier scheint noch viel im Argen zu liegen. Anscheinend darf man in diesem
Sektor wirklich keinem glauben, absolut keinem. Immerhin kostet das Turby 21.000 Euro !
Wer genau hinschaut sieht das das Turby in einem Jahr vergleichsweise lächerliche 247 Kw/h erzeugte, seine
eigene Steuerung davon aber sogar noch stolze 115 Kw/h selbst verbrauchte.... kein Kommentar.

Grüsse

Bernd
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Re: Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Beitragvon Wilfried » So 27. Dez 2009, 00:58

Hallo Bernd,

auch wenn die Vertikalen in sofern benachteiligt sind, als die Höhe von 12 m und das freie Feld für die Horizontalen günstiger ist, bleibt das Gesamtergebnis doch ernüchternd.
Hinzu kam ab April 2009 die Anlage "Raum". Dazu fand ich keine Beschreibung, scheint sich aber ganz gut zu behaupten.
Und: Ein Rotor mit C-Profil im Feld hätte sich da kaum blamieren können :mrgreen:

Beste Grüße
Wilfried
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Re: Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Beitragvon Bernd » So 27. Dez 2009, 09:44

Schnell Wilfried, stell deinen dazu, vielleicht fällt es bei den vielen gar nicht auf. :)
Ja die Ergebnisse sind ernüchternd, insbesondere wenn man die Kaufpreise in Relation
zu erwirtschafteten Leistung sieht.
Es zeigt gleichzeitig auch wie gross ein Windrad sein muss, um den Energiebedarf eines
Einfamilienhauses abzudecken.

Grüsse

Bernd
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Re: Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Beitragvon dabro81 » Di 29. Dez 2009, 11:52

Diese Testergebnisse sind echt erschreckend. Die Vertikalläufer schneiden wirklich vernichtend schlecht ab, aber auch manche Horizontalläufer haben katastrophale Werte, mich würde mal interessieren woran das liegt...? Die Anlagen stehen ja komplett frei, ohne Beeinträchtigungen des Windes.

Sozusagen off-Topic habe ich noch eine Anmerkung zu deiner kWh-Schreibweise @Bernd. Es sind nicht kW/h, diese Einheit gibt es nicht, auch wenn sie leider aus unerfindlichen Gründen immer wieder auftaucht. Es sind kWh, E = P * t. Wenn dann bitte kWh/a also Kilowattstunden pro Jahr.

Grüße
Jan
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Re: Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Beitragvon Bernd » Di 29. Dez 2009, 19:21

Ja völlig korrekt Jan, es muss ja ein "mal" sein und kein "durch" wie es der Slash suggeriert.
Oft gilt ein Slash ja für ein "pro" also z.B. "pro Stunde", was auch nicht ganz korrekt ist, aber
ich denke das wird der Grund für diese Darstellung sein.
Der Slash ist hier also falsch.

Die schlechten Ergebnisse sind zum Teil sicher der eingebildeten Hochnäsigkeit einiger Hersteller
zu verdanken. Es gibt ja immer wieder Leute die meinen schon alles genau zu wissen und die bauen dann
ein Windrad genau so wie es die Theorie vorgibt und reden sich die (schlechten) Ergebnisse schön, weil ihre
Bauweise genau dem entspricht was man in wissenschaftlichen Anhandlungen als Maß der Dinge findet.
Ich denke da z.B. an die super schmalen Blätter des Turby. Das Ding kostet 21.500 Euro und erzeugt
130 Kwh in Jahr, das macht ca. 26 Euro an Strom, das ist ist doch ein Witz.
Dieses Windrad ist ja nur ein Beispiel, es gibt auch andere mit ähnlich katastrophalen Werten.
Sie sind mehr ein drehendes Kunstwerk ohne realen Nutzen.

Es zeigt aber ein weiteres mal das in der Kleinwindbranche beschissen wird das sich die Balken biegen.
Gleichzeitig zeigt es aber auch, das auch wissenschaftlich konstruierte Vertikalläufer kein Garant
für ein gutes Ergebnis sind.
Was können wir daraus lernen und besser machen ?

Grüsse

Bernd
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Re: Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Beitragvon Wilfried » Di 29. Dez 2009, 23:41

Hallo Bernd,

Was können wir daraus lernen und besser machen ?


Zunächst sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es unwirtschaftlich ist sich beim Generator, Laderegler, etc. an der Spitzenleistung seines Rotors zu orientieren. Das kostet viel Geld, das sich an ein paar Starkwindtagen nicht amortisieren kann. Wenn mein Rotor z.B. theoretisch 2 kW leisten kann, dann wird die abgegebene Leistung selten über 1 kW sein und zu 90% reicht wahrscheinlich ein Generator für 500 Wp. Das bedeutet eine Kostenersparnis von ca. 75 %.
Rotoren lassen sich relativ preisgünstig herstellen und ein paar Prozent mehr oder weniger Wirkungsgrad machen den Kohl da auch nicht fett. Aber richtig teuer sind die ungenutzten Leistungsreserven.

Ich sagte auch schon, dass die Vertikalen auf gleicher Höhe und bei freiem Feld ihre Vorteile nicht richtig ausspielen können. Würde man das ganze Feld in bebauter Umgebung und in nur 5 m Höhe vergleichen, sähen die Horizontalen sicher alt aus.
Ein weiteres Handycap bei den Kosten ist, dass für die Vertikalen unverhältnismäßig hohe Fundament- und Mastkosten zu Buche schlagen. Da würden mich die statische Berechnungen mal interessieren. Vermutlich sind auch diese in die Kosten eingerechnet. Leider ist mein Niederländisch nicht so gut, um da mal schnell drüber zu lesen. Also, ich meine der Vergleich hinkt doch sehr.

Beste Grüße
Wilfried
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Re: Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Beitragvon Bernd » Mi 30. Dez 2009, 00:22

In dem Vergleich wurden nur Auftriebsvertikalläufer mit Auftriebshorizontalläufern verglichen.
Das heisst das die getesteten Vertikalläufer in Bodennähe KEINE grossen Vorteile hätten und mit den
gleichen Problemen wie die Horizontalen zu kämpfen hätten.
Wirkliche Vorteile in Bodennähe und bei verwirbelter Luftströmung bieten nur die windrichtungs unabhängigen
Rotoren die überwiegend nach dem Widerstandläuferprinzip arbeiten, wie z.B. Savonius oder C-Rotor.
Den Vertikallauftriebsläufern, wie dem Darrieus, bleibt immerhin noch der Vorteil der Windrichtungs-
unabhänigkeit.

Ein weiteres Handycap bei den Kosten ist, dass für die Vertikalen unverhältnismäßig hohe
Fundament- und Mastkosten zu Buche schlagen.

Ups ? Haben die da höhere Kosten angeschlagen ? Ist mir noch gar nicht aufgefallen aber das ist natürlich
auch weitestgehend Unsinn denn ich sehe keinen Grund warum bei vergleichbarer Grösse das Fundament
oder der Masten bei einem Vertikalen anders ausfallen sollte.

Auch wenn man in den Vergleichen die Kauf- und Erstellungskosten als Kriterium mal ganz ausser Betracht
lässt und nur die wirksame Windradfläche als Maßstab nimmt, dann schneiden die Vertikalen dort immer
noch katastrophal ab.

Naja mir geht es eher um das "wie" der Konstruktion eines Auftriebsvertikalen.
Da erzählt jeder Hersteller das "seine" Lösung die einzig wahre ist, und dann kommen trotzdem
solche Vergleichsergebnisse heraus. Anscheinend ist für Auftriebsvertikalläufer noch überhaupt
nicht (!) klar wie man diese effizient baut, behauptet wird es aber laufend.
Hier ist noch sehr viel weisse Fläche auf der Landkarte zum Ziel.

Grüsse

Bernd
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Re: Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Beitragvon Gerhard S. » Mi 6. Jan 2010, 22:36

Kleine Frage, wie ist es möglich das der Skystream mit nur 1360KWh/a lt. dieser Tabelle 2100KWh im Jahr 2008 erreichte?

Und andere Fabrikate trotz höherer Nennleistung bei gleichem Wind nur einen Bruchteil? Zu groß dimensionierte Generatoren?
Ist die wahl eines kleinen, aber fast ausgereizten Generator bei kleinen Windstärken sinnvoller?

Grüße Gerhard
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Re: Vergleichstest verschiedener kommerzieller Kleinwindräder

Beitragvon Bernd » Mi 6. Jan 2010, 23:18

Hmmm ich hoffe ich verstehe deine Frage richtig.
Die 1360 sind wohl der Wert den der Hersteller an einem durchschnittlichen Standort
in Aussicht gestellt hat. Das kann natürlich extrem abweichen, je ja Standort.

Anscheind hat er ungewöhnlicherweise eher "tiefgestapelt", was in der Windradbranche
durchaus nicht üblich ist. :)

Grüsse

Bernd
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